Professor Dr. Hans Köchler

Institut für Philosophie der Universität Innsbruck
 

Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2004/2005

 

www.hanskoechler.com

hans.koechler@uibk.ac.at


Vorlesung, Dienstag, 13-15 Uhr, Hörsaal 6, Neues Institutsgebäude, Innrain 52A

DAS LEIB-SEELE-PROBLEM IN DER EUROPÄISCHEN PHILOSOPHIE

Beschreibung:

Die Vorlesung vermittelt einen Überblick über die in der europäischen Philosophie seit Platon entwickelten Grundpositionen zum Verhältnis von Leib und Seele, wobei besonderes Augenmerk auf den Leib-Seele-Dualismus gelegt wird. Im Anschluss an einen historischen Überblick werden die Fragestellungen der Gegenwartsphilosophie erläutert. Insbesondere werden Theorieansätze zur Überwindung des Dualismus in der phänomenologischen Philosophie besprochen. Des weiteren werden Problemstellungen der modernen Hirnforschung in ihrer Relevanz für die Leib-Seele-Problematik untersucht.

Auf der Grundlage der philosophischen Positionen zum Leib-Seele-Problem werden sodann die existenziellen, psychoanalytischen und metaphysischen Aspekte der Todesproblematik erörtert und neuere Thesen zur Unsterblichkeitsproblematik thematisiert. Abschließend werden Fragen der angewandten Ethik erörtert, die aus den unterschiedlichen Positionen zur personalen Identität resultieren.

Aus dem Inhalt: – Die Grundlegung des Leib-Seele-Dualismus in der griechischen Philosophie (Platon, Aristoteles); – Die Leib-Seele-Relation aus der Sicht der Phänomenologie (Husserl, Heidegger); – Hypothesen zur Leib-Seele-Relation in der modernen Hirnforschung (Rohracher, Eccles, Linke); – Die Implikationen des Leib-Seele-Dualismus für die Todesproblematik; – Existenzielle und metaphysische Aspekte der Todesproblematik (Simmel, Heidegger, Scheler); – Thesen zu Tod und Fortleben im Kontext der Gegenwartsphilosophie (Tipler); – Aus den Positionen zum Leib-Seele-Problem resultierende Fragen der angewandten Ethik (die Frage nach der Identität der Person im Zusammenhang mit der Organtransplantation; Problematik der Todesdefinition, etc.).

Einführende Literatur:

  • Hubert Rohracher, Die Arbeitsweise des Gehirns und die psychischen Vorgänge. München 41967.

  • Josef Seifert, Das Leib-Seele-Problem in der gegenwärtigen philosophischen Diskussion. Eine kritische Analyse. Darmstadt 1979.

  • Detlef B. Linke, Hirnverpflanzung: Die erste Unsterblichkeit auf Erden. Reinbek bei Hamburg 1993.

  • John C. Eccles, Wahrheit und Wirklichkeit. Mensch und Wissenschaft. Berlin/Heidelberg/New York 1975.

  • Alexander R. Lurija, Das Gehirn in Aktion. Einführung in die Neuropsychologie. Reinbek bei Hamburg 1992.

  • Roger Penrose, Schatten des Geistes. Heidelberg 1995.

  • Richard L. Gregory (Hrsg.), The Oxford Companion to the Mind. Oxford/New York 1987.

  • Antonio R. Damasio, Descartes' Error. Emotion, Reason, and the Human Brain. New York 1995.

  • Karl Pribram, Languages of the Brain. Englewood Cliffs 1971.

  • Frank J. Tipler, The Physics of Immortality. Modern Cosmology, God and the Resurrection of the Dead. New York 1994.

  • Hans Köchler, Transplantationsmedizin und personale Identität. Medizinische, ethische, rechtliche und theologische Aspekte der Organverpflanzung. Frankfurt a. M. etc. 2001.

  • Modus:
    Vorlesung mit mündlicher Prüfung.

    Beginn: 5. Oktober 2004.

    Lehrveranstaltung für Hörer aller Fakultäten.

    Eine Liste mit Literaturhinweisen ist zu Semesterbeginn im Sekretariat des Institutes für Philosophie erhältlich.
     


    Seminar, Dienstag, 15-17 Uhr, Seminarraum 15, Institut für Philosophie, Innrain 52A, 8. Stock
     

    AUSGEWÄHLTE FRAGEN DER ANGEWANDTEN ETHIK
    gem. m. Mag. Zott

    Beschreibung:

    • Fragestellungen im Zusammenhang mit den Möglichkeiten der modernen Medizin und Biologie: Humangenetik; Reproduktionsmedizin; – therapeutisches und reproduktives Klonen;– Transplantationsmedizin; – Abtreibung;– Euthanasie; – Todesdefinition.

    • Fragestellungen im Zusammenhang mit der sozialen Ordnung: – ethische Fragen des Rauchens; – ethische Implikationen der modernen Antidiskriminierungsgesetzgebung; – ethische Fragen der modernen Technik.

    • Fragestellungen im Zusammenhang mit den Menschenrechten: – "Kopftuchverbot" (Problematik der Religionsfreiheit); – ethische Implikationen des Verhältnisses zwischen den Religionen in einer säkularen Gesellschaft; – sind die wirtschaftlichen Gesetze ("Sachzwänge") der Globalisierung mit den Menschenrechten vereinbar?

    • Fragestellungen im Zusammenhang mit dem "anthropologischen Selbstverständnis": – ethische Fragen der Abgrenzung von Mensch und Tier; – "Menschenrechte" für Tiere?; – Definition der Menschenwürde im Zusammenhang mit dem Subjekt-Status?

    (Im Seminar kann aus Zeitgründen nur eine Auswahl der hier angeführten Themen behandelt werden.)

    Literatur:

    Eine Liste mit Literaturvorschlägen wird im Sekretariat vor Semesterbeginn aufgelegt.

    Ausgewählte Literatur zur Kontroverse um den ethischen Status des Menschen angesichts der Möglichkeiten der modernen Technik (einschließlich der Medizin):

  • Peter Singer, Praktische Ethik. Stuttgart 21994.

  • Detlef Horster, Was soll ich tun? Moral im 21. Jahrhundert. Leipzig 2004.

  • Kurt Bayertz, Warum überhaupt moralisch sein? München 2004.

  • Peter Singer, Rethinking Life and Death. The Collapse of our Traditional Ethics. Oxford 1995.

  • J. S. Ach und A. Gaidt (Hrsg.), Herausforderung der Bioethik. Stuttgart 1993.

  • P. Balzer u.a., Menschenwürde vs. Würde der Kreatur. Freiburg 1998.

  • Hans Lenk und G. Ropohl (Hrsg.), Technik und Ethik. Stuttgart 21993.

  • T. Regan (Hrsg.), Matters of Life and Death. New Introductory Essays in Moral Philosophy. New York 31993.

  • M. A. Warren, Moral Status. Obligations to Persons and Other Living Things. Oxford 1997.

  • Modus:

    Referat mit schriftlicher Arbeit, welche vor Semesterende abzugeben ist. Die Themen sollen in den ersten beiden Sitzungen von den Teilnehmern gemeinsam erarbeitet werden.  (Von den Teilnehmern können zusätzliche, hier nicht angeführte Themen eingebracht werden.) Eine Teilnahme ist nur im Zusammenhang mit einem Referat möglich. Für die Benotung wird neben der schriftlichen Arbeit das Referat und die Diskussionsteilnahme herangezogen.

    Vorbesprechung: 5. Oktober 2004.

     


    Seminar, Dienstag, 17-19 Uhr, Seminarraum 15, Institut für Philosophie, Innrain 52A, 8. Stock
     

    DIE PHILOSOPHISCHEN GRUNDLAGEN DES DIALOGES DER ZIVILISATIONEN / THE PHILOSOPHICAL FOUNDATIONS OF CIVILIZATIONAL DIALOGUE

    gem. m. Christoph Wurnitsch
     

    Beschreibung:

    Zunächst sollen die Grundlagen des kulturellen Selbstverständnisses im Zusammenhang mit der Dialektik des Selbstbewusstseins (Subjekt-Objekt-Dialektik) herausgearbeitet und die Grundzüge der Kulturhermeneutik mithilfe der Methode von Hans-Georg Gadamer ("Wahrheit und Methode") kritisch reflektiert werden. Weiters wird Samuel Huntingtons These vom "Konflikt der Zivilisationen" im Kontext von Kulturphilosophie, Ethik und internationaler Politik zu untersuchen sein. Die ideologischen Aspekte dieses Paradigmas sollen in der aktuellen weltpolitischen Konstellation und im Hinblick auf den von westlichen Theoretikern konstatierten Antagonismus von Islam und Christentum – analysiert werden.

    Mögliche Einzelthemen: – Das Paradigma des Zivilisationskonfliktes bei Samuel Huntington; Die Wiederbelebung des Freund-Feind-Schemas in der politischen Theorie einer „Neuen Weltordnung“: Carl Schmitt im neuen Kleid?; Philosophisch-hermeneutische Grundlagen des Kulturdialoges; Gadamers „Wahrheit und Methode“ als Grundlage einer universalen Kulturhermeneutik?; Die Bedeutung der Kultur in den internationalen Beziehungen: Kultur als Faktor der Machtpolitik?; Der Topos vom Konflikt der Zivilisationen: Fallbeispiel Islam-Christentum; „Orientalismus“ und Eurozentrismus im Kontext des aktuellen internationalen Diskurses; Die Kontroverse um „asiatische Werte“ in der Debatte über Eurozentrismus und die Universalität der Menschenrechte.

    Diese Aufzählung soll durch die studentischen Teilnehmer erweitert werden.

    Literatur (Auswahl):

  • Mehdi Aminrazavi, Medieval Philosophical Discourse and Muslim-Christian Dialogue. At www.islamonline.net/iol-english/qadaya/islamic-1/islamic1.asp (2004).

  • Muhammad Asad and Hans Zbinden (eds.), Islam und Abendland. Begegnung zweier Welten. Olten/Freiburg i.Br.: Walter-Verlag, 1960.

  • A. J. Bacevich, book review of Samuel Huntington's "The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order," in: First Things, no. 73 (May 1997), pp. 40–45.

  • Fred Dallmayr, Beyond Orientalism. Essay on Cross-Cultural Encounter. Albany: State University of New York Press, 1996.

  • Wilhelm Dilthey, Hermeneutics and the Study of History. Ed., with an introduction, by Rudolf A. Makkreel and Frithjof Rodi. Princeton, N.J.: Princeton University Press, 1996.

  • Hans-Georg Gadamer, Hermeneutik I: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 5th ed. 1986. (English version: Truth and Method. Trans. by Garrett Barden and John Cumming. London: Sheed and Ward, 1975.)

  • Amy Gutmann (ed.), Multiculturalism and "The Politics of Recognition." Princeton: Princeton University Press, 1992.

  • Samuel P. Huntington, "The Clash of Civilizations?" in: Foreign Affairs, vol. 72, no. 3 (Summer 1993), pp. 22–49.

  • Samuel P. Huntington, The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order. New York: Simon & Schuster, 1996.

  • International Progress Organization] The Baku Declaration on Global Dialogue and Peaceful Co-Existence Among Nations and the Threats Posed by International Terrorism. Baku, Azerbaijan, 9 November 2001. Reprinted in: Hans Köchler, Global Justice or Global Revenge? International Criminal Justice at the Crossroads. Vienna/New York: Springer, 2003, pp. 380–386.

  • Hans Köchler (ed.), Cultural Self-comprehension of Nations. Tübingen/Basel: Erdmann, 1978.

  • Hans Köchler, Cultural-Philosophical Aspects of International Cooperation. Lecture held before the Royal Scientific Society – Amman-Jordan. Vienna: International Progress Organization, 1978.

  • Hans Köchler, "Zur Problematik des Eurozentrismus. Bemerkungen zum afrikanisch-europäischen Dialog aus kulturphilosophischer Sicht," in: Gemeinschaft afrikanischer Studenten in Österreich, GASÖ-Bericht, Innsbruck, 1990, pp. 11–23.

  • Hans Köchler, Philosophical Foundations of Civilizational Dialogue. The Hermeneutics of Cultural Self-Comprehension versus the Paradigm of Civilizational Conflict. International Seminar on Civilizational Dialogue (3rd: 15–17 September 1997: Kuala Lumpur), BP171.5 ISCD. Kertas kerja persidangan / conference papers. Kuala Lumpur: University of Malaya Library, 1997.

  • Hans Köchler, "Muslim-Christian Ties in Europe: Past, Present and Future," in: IKIM Journal, vol. 7, no. 1 ( January–June 1999), pp. 97–107.

  • Hans Köchler and Gudrun Grabher (eds.), Civilizations – Conflict or Dialogue? Studies in International Relations, XXIV. Vienna: International Progress Organization, 1999.

  • Hans Köchler (ed.), Human and Peoples' Rights – Asia and the World. Vienna: Jamahir Society for Culture and Philosophy, 2002.

  • Hans Köchler, The "Clash of Civilizations": Perception and Reality in the Context of Globalization and Power Politics, online paper (2004), http://hanskoechler.com/Kochler-civilizations-Tbilisi-2004-V3f.pdf.

  • Bernard Lewis, "The Roots of Muslim Rage," in: The Atlantic Monthly, vol. 266, no. 3 (September 1990), pp. 47–60.

  • Ali A. Mazrui, Cultural Forces of World Politics. London/Nairobi/Portsmouth (NH): James Currey/Heinemann, 1990.

  • Edward W. Said, Orientalism. Western Conceptions of the Orient. With a New Afterword. London: Penguin Books, 1995. (First edition: New York: Pantheon Books, 1978.)

  • Edward W. Said, Covering Islam. How the Media and the Experts Determine How We See the Rest of the World. New York, Vintage Books, 1997.

  • Emajuddin Ahamed, Concord through Dialogue: A South Asian View of the West. Helsinki Forum, 6 September 2002, http://www.mv.helsinki.fi/helsinkiforum/english/text/Ahamed.html.

  • Eine Liste mit zusätzlicher Literatur wird zu Semesterbeginn im Institutssekretariat aufgelegt.

    Modus:

    Referat (in deutscher oder englischer Sprache) mit schriftlicher Arbeit, welche vor Semesterende abzugeben ist. Die Themen sollen in den ersten beiden Sitzungen von den Teilnehmern gemeinsam erarbeitet werden. Eine Teilnahme ist nur im Zusammenhang mit einem Referat möglich. Für die Benotung wird neben der schriftlichen Arbeit das Referat und die Diskussionsteilnahme herangezogen.

     

    Vorbesprechung: 5. Oktober 2004.